Heizen mit Holz ist gesundheits- und umweltschädlich
Vermeintlich klimaneutrales Heizen mit Holz ist gesundheitsschädlich. Das Heizen mit Holz in Festbrennstofföfen und -kaminen ist eine der Hauptquellen von Feinstaub und Ruß in unserer Atemluft. Holz als wichtigen Rohstoff zu verheizen ist viel zu schade und schadet letztlich auch dem Klima und der biologischen Vielfalt.
So rät das Umweltbundesamt (UBA) aus Klimaschutz-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen zu einem Verzicht auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung von Häusern. Als „knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich“ haben die Scientists for Future (Juli 2022) den Einsatz von Holz zum Heizen bezeichnet. Die Auswirkungen der Holznutzung auf den Naturschutz und die biologische Vielfalt wurden in der Stellungnahme dabei sogar kaum berücksichtigt.
- Warum ist Heizen mit Holz gesundheitsschädlich?
- Was sollte man machen, wenn man trotzdem mit Holz heizen will?
- Wo soll eigentlich das ganze Holz herkommen? Warum ist das Verheizen von Holz viel zu schade?
- Zitierte Quellen und Links mit weiteren Informationen
Stand: November 2022
- Aktualisierte Hinweise zum Weiterlesen und -schauen (31. August 2024)
Siehe auch die Pressemitteilung des Regionalverbandes Elbe-Heide vom 16.11.2022 sowie Beiträge im Lüne-Blog zum Heizen mit Holz.
Warum ist Heizen mit Holz gesundheitsschädlich?
Der Anteil der Holzfeuerung an der gesamten Feinstaubemission ist beträchtlich. Laut Umweltbundesamt übersteigen die Emissionen des Feinstaubs mit größeren Teilchen (Durchmesser weniger als 10 Mikrometer!) aus „Holzkleinfeuerungsanlagen mit 17,3 Tsd. t [...] in Deutschland mittlerweile“ die Auspuffemissionen aus dem Straßenverkehr (bei ca. 5,8 Tsd. t ).
Es gibt keine untere Grenze, bei der Feinstaub nicht mehr gesundheitsschädlich ist. Vor diesem Hintergrund hat die Weltgesundheitsorganisation WHO im September 2021 neue globale Luftgüteleitlinien mit strengeren Werten insbesondere beim Feinstaub verabschiedet. Der Wert beim Feinstaub mit kleineren Partikeln (PM 2,5) wurde auf höchstens fünf statt bisher zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft verschärft, bei den etwas größeren Partikeln (PM 10) nun 15 statt bisher 20 Mikrogramm. In Lüneburg liegen die Werte an Feinstaub oft deutlich über den neuen WHO-Werten. Die zur Zeit geltenden EU-Grenzwerte - 25 Mikrogramm für Feinstaub aus kleineren und 40 Mikrogramm aus größeren Teilchen - sind veraltet und werden hoffentlich bald verschärft.
Laut WHO ließen sich weltweit „nahezu 80 % der Todesfälle im Zusammenhang mit [dem feineren Feinstaub] vermeiden, wenn die derzeitige Belastung durch Luftverschmutzung auf die in den Leitlinien vorgeschlagenen Werte gesenkt“ würde. Allein in Deutschland starben 2019 nach Schätzungen der Europäischen Umweltagentur ca. 53.800 Personen vorzeitig aufgrund der zu hohen Feinstaubbelastung (Quelle ZDF).
Insbesondere der für den Menschen besonders gefährliche Ultrafeinstaub kann in den Blutkreislauf eindringen und wird dann in verschiedene Organe verteilt, wo sie als chronische, winzige Entzündungsherde "Kettenreaktionen" in Gang setzen können, welche Herzinfarkt, Zuckerkrankheit und andere Leiden begünstigen und in verschiedenen Organen Krebs entstehen lassen oder begünstigen können (UBA). Seit kurzem weiß man nun sogar genauer, wie Luftverschmutzung, verursacht durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, also auch durch das Heizen mit Holz (-Pellets), Lungenkrebs fördert (Quelle: taz)
Was sollte man machen, wenn man trotzdem mit Holz heizen will?
Wenn man Holz verheizt, sollte die Emission von Feinstaub soweit wie möglich verringert werden. Sogar neue marktübliche Öfen stoßen beim Zulassungstest im Labor deutlich mehr Feinstaub und Ruß aus als ein 20 Jahre altes Dieselauto. In der Praxis erzeugt ein Ofen oftmals ein Vielfaches der Schadstoffmenge, die im Labor gemessen wurde. Auch falsche Handhabung gefährdet oft die Gesundheit. „Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Rauchgeruch und Luftverschmutzung durch Holzfeuerung. Übermäßiger Rauch und Geruch sind in der Regel auf Fehlbedienung oder gar Brennstoffmissbrauch zurückzuführen. “ (DUH Flyer, S.2).
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) empfiehlt deshalb nur Holzöfen zu betreiben, die den strengen Anforderungen des Blauen Engels für Kaminöfen genügen bzw. die mit einem Filter oder Staubabscheider ausgerüstet sind, für die es seit Januar 2022 ebenfalls einen Blauen Engel gibt. Wenn schon mit Holz geheizt wird, sollte dieses aus regionalen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, die aber durchaus auch kritisch gesehen werden kann (Quellen: taz, WWF). Weitere Tipps zum richtigen Heizen mit Holz gibt der Flyer "Kaminofen & Co" der DUH.
Zu bedenken ist dennoch, dass insbesondere bei der Verbrennung von verschiedenen Holzbrennstoffen aus nicht-nachhaltiger Forstwirtschaft fast doppelt so viel CO2 freigesetzt wird wie beim Einsatz von Gas, es steigt also die Menge an Kohlenstoff, die bei der Produktion von Wärme abgegeben wird (Quellen: WWF und Scientists for Future, S. 13-14).
Wo soll das ganze Holz herkommen? Warum ist das Verheizen von Holz viel zu schade?
Eine energetische Verwertung als wertvoller Rohstoff sollte erst am Ende einer Kaskadennutzung in langlebigen Gebrauchsgütern (z. B. Häuser, Möbel) erfolgen. Dürren und Waldbrände aufgrund des Klimawandels gefährden die Verfügbarkeit von Brennholz (vgl. Scientists for Future, S. 8-9). Wälder als natürliche CO₂-Senken und Lebensraum sind zum „Schutz der Artenvielfalt und unseres Klimas unersetzlich“, schreibt die Klimaallianz Deutschland, ein Bündnis deutscher Umwelt-und Entwicklungverbände 2020 in einer gemeinsamen Erklärung zur Verwertung von Holz als Biomasse. Waldökosysteme sind „für das lokale, regionale und globale Klima von größter Bedeutung“ und trotzdem sind die Wälder weltweit bedoht (vgl. Ibisch, P. u.a. 2021).
Die Verbrennung von Holz ist in der Regel nicht treibhausgasneutral, schon bei der Bereitstellung (Holzernte, Transport und Bearbeitung) entstehen Emissionen (UBA Ratgeber „Heizen mit Holz", S. 29), besonders wenn Holz aus anderen Teilen Europas und der Welt importiert wird.
Es geht zukünftig vor allem darum, Kohlenstoffdioxid langfristig zu speichern, etwa durch die Aufgabe der Nutzung in den besonders wertvollen Altwäldern mit großem Holzvorrat auf mindestens ein Drittel der Waldfläche, also durch die Schaffung von mehr Naturwäldern, aber auch durch adäquate Bodenbehandlung, nicht nur im Waldbau sondern auch in der Landwirtschaft sowie durch die Vernässung von ehemaligen Mooren, was deutlich mehr CO2 bindet als Wald.
Zitierte Quellen und Links mit weiteren Informationen
- ard Mediathek, Videos zum Heizen mit Holz
- Blauer Engel, Kaminöfen für Holz (DE-UZ 212).
- Blauer Engel, Umweltfreundliche Staubabscheider für Scheitholz-Einzelraumfeuerungen (DE-UZ 222).
- Deutsche Umwelthilfe (DUH), Heizen mit Holz, mit Projekt Clean Heat.
- Deutsche Umwelthilfe (DUH), Flyer „Feinstaub aus Kaminöfen und Co.“
- Deutsche Umwelthilfe (DUH), Flyer: "Kaminöfen und Co. - Was Sie über das Heizen mit Holz wissen sollten"
- Klimaallianz Deutschland, Kein Raubbau im Wald für eine falsche Energiewende : Gemeinsame Stellungnahme deutscher Umwelt-und Entwicklungverbände zu Holz-Biomasse, 14.11.2020
- Knapp, H. D., Klaus, S., & Fähser, L. (Hrsg.). Der Holzweg: Wald im Widerstreit der Interessen. Succow Stiftung ; Oekom Verlag, 2021. Darin: Ibisch, P., Welle, T., Blumroeder, J., Sommer, J., & Sturm, K. (2021). Wie das Klimaschutznarrativ die Wälder bedroht (S. 175–200).
- Scientists for Future, Heizen mit Holz - knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich (Juli 2022).
- rbb Fernsehen, Ware Wald, Reportage und Dokumentation (September 2022)
- taz, Abgase als Ursache für Lungenkrebs : Eine aktuelle Studie zeigt: Luftverschmutzung begünstigt Lungenkrebs-Erkrankung, 12.9.2022 - Infos zur Studie vom britischen Francis Crick Institute, Scientists reveal how air pollution can cause lung cancer in people who have never smoked, 10.9.2022.
- taz, Konjunkturhilfen für Forstwirtschaft: Meister des Lobbyismus, 27.11.2020.
- Umweltbundsamt UBA, Emissionen und Emissionsminderung bei Kleinfeuerungsanlagen, 24.5.2022.
- Umweltbundesamt UBA, Heizen mit Holz : Ein Ratgeber zum richtigen und sauberen Heizen mit Holz. Ausgabe 2020.
- Umweltbundesamt UBA, Kaminofen: Umwelt- und Gesundheitsschutz im Blick haben, Alternativen zur Holzheizung prüfen, 1.2.2022.
- Umweltbundesamt UBA, Nachhaltige Waldwirtschaft, 22.3.2022.
- Umweltbundsamt UBA, Warum ist Feinstaub schädlich für den Menschen? 27.8.2021.
- Weber, Karl-Friedrich, BUND Helmstedt, Ist Energieholznutzung Klimaneutral? (Februar 2022) Waldbriefe.
- WHO, New WHO Global Air Quality Guidelines aim to save millions of lives from air pollution, 22.9.2021.
- WWF, Wie Holzverbrennung den Klimawandel befeuert, 13.6.2022.
- WWF, Nachhaltige Waldwirtschaft – (K)eine Illusion!?, 17.11.2021.
- zdf, Feinstaubbelastung : Heizen mit Holz: Umweltbundesamt rät davon ab, 10.02.2022.
Aktualisierte Hinweise zum Weiterlesen und -schauen
Ergänzt am 31. August 2024:
Zum Erreichen von Treibhausgas-Neutralität "muss die Nutzung energetischer Biomasse [also auch die Holzverbrennung] zwingend zurückgehen."
- Voß-Stemping, J., Günther, J., Seven, J., Erxleben, F., Hennenberg, K., Reise, J., Kant, R., & Schulte, L. (2024). Netto-null in 2045: Ausbau der Senken durch klimaresiliente Wälder und langlebige Holzprodukte. Umweltbundesamt. Hier: S. 15
"Die Zahlen sind deutlich: Holz ist eine begrenzt verfügbare und kostbare Ressource und selbst wenn Holz ein für das Klima unbedenklicher Energieträger wäre, könnte Holz im Energiesektor nur einen sehr kleinen Beitrag leisten, würde aber der innovativen holzverarbeitenden Wirtschaft wie dem Holzbau und den Holzwerkstoff- und Dämmstoffherstellern weitgehend die heimischen Rohstoffe entziehen. Es geht nicht um ein Verbot des Kachelofens oder von Pellet- und Holzhackschnitzelheizungen, wenn die Brennstoffe aus regionalen Reststoffen stammen, die stofflich nicht höherwertig genutzt werden können. Problematisch ist aber deren zunehmender globaler Handel aus undefinierten Herkünften und, dass ganze Wälder von der Wurzel bis zur Krone in den Kraftwerken landen, um dann als scheinbar klimaneutraler »grüner Strom« oder »grüne Wärme« vermarktet zu werden."
- Luick, R. (2023). Unsere Wälder im Stress: Überforderungen der Waldökosysteme durch Klimawandel und Klimaschutz. In Kritischer Agrarbericht (S. 233–239). Hier: S. 235-236
Ergänzt am 15. März 2023:
- Video "Holzöfen als Feinstaubschleuder? Dicke Luft in Wohngebieten"
aus der ZDF-Sendung Frontal vom 14.3.23 - Textbeitrag "Feinstaub-Richtwerte kaum eingehalten - Studie zu weltweiter Belastung " der Tagesschau vom 14.3.23
Ergänzt am 7. März 2023:
- Ein spannendes Interview von Spektrum der Wissenschaft Ende Dezember 2022 hat die Überschrift "Holzverbrennung bringt zusätzlichen Kohlenstoff in die Atmosphäre"
- Ein Bericht im Fernseh-Magazin Monitor des WDR vom 2. März 2023 lautet "Wald in der Klimakrise: Verbrennen statt schützen?"
- In einem Bericht im 18. Newsletter des BUND Regionalverband Elbe-Heide geht es um einen Bericht von einer Veranstaltung und um "Argumente zum Thema 'Heizen mit Holz'"